Burnout Prävention: Vorbeugen mit Selbsttests
Wer versteht, wie Burnout entsteht, erkennt auch, an welchen Stellen sich dieser Prozess unterbrechen und dem Burnout vorbeugen lässt. Persönliche Faktoren sowie Erholung und Regeneration können beeinflusst werden. Natürlich auch die Arbeitsplatzfaktoren – sei es durch verbessertes Pausenmanagement oder durch Mitarbeitergespräche. Dabei besprechen Arbeitgeber und Arbeitnehmer gemeinsam belastende Situationen und Möglichkeiten zur Durchführung von Präventionsmaßnahmen.
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Vor einigen Wochen habe ich einen Bekannten getroffen, der selbstständig ist und 20 Mitarbeiter hat. Wir haben uns allgemein unterhalten, sind dann aber auch auf mein Burnout zu sprechen gekommen. Er hat gefragt, was er tun und wie er es frühzeitig erkennen kann. Ich habe geantwortet: Die Arbeit darf nicht zum Mittelpunkt des Lebens werden. Menschen brauchen Auszeiten. Sie müssen mit dem Gefühl nach Hause gehen, dass sie ihre Arbeit für heute geschafft haben.
Marianne T. aus E.
Prävention und frühzeitiges Handeln stellen die besten Methoden dar, um Burnout vorzubeugen bzw. mit Burnout umzugehen. Sinkt Ihre Arbeitsleistung bereits deutlich oder fühlen Sie gar eine stressbedingte Arbeitsunfähigkeit, scheuen Sie in keinem Fall eine gründliche ärztliche Untersuchung. Ein Gesundheitscheck klärt, ob sich eventuell bereits bestimmte Erkrankungen entwickelt haben. Notwendige medikamentöse, psychotherapeutische oder andere Maßnahmen werden dann in der Regel sofort vom Arzt eingeleitet. Grundsätzlich gilt, je früher Sie handeln, desto besser.
Um möglichst frühzeitig richtig auf Stress zu reagieren, müssen Sie zunächst Ihre persönlichen Symptome dafür kennen und wissen, wann er bei Ihnen überhaupt auftritt. Viele erkennen zwar ihre Stresssituation, können sie aber trotzdem nicht reduzieren. Suchen Sie deshalb nach Ihren individuellen Stressursachen. Diese unterscheiden sich stark von Mensch zu Mensch. Sie bilden aber die Grundlage für eine effektive Behandlung. Prüfen Sie, was bei Ihnen genau Stress verursacht. Fragen Sie sich anschließend, was Sie ändern können und wie ein nützlicher Ausgleich aussieht – Sie werden merken, dass dabei oft einfache und aktive Handlungen ausreichen.
Besonders die Aktivitäten, die zu den Tätigkeiten am Arbeitsplatz einen Gegenpart darstellen, helfen Ihnen, die Auswirkungen von Stress auszugleichen. Bei überwiegend sitzenden Bürotätigkeiten hilft körperliche Bewegung wie Sport oder Spazierengehen. Entspannungsübungen unterstützen Sie hinsichtlich geistig anstrengender Arbeiten. Durch die höchst individuellen Anforderungen und Stressbelastungen, sollten Sie Ihre persönliche Strategie Schritt für Schritt entwickeln.
Entspannung sollte in Ihrem Alltag eine wichtige Rolle einnehmen. Sie steigert das Wohlbefinden und die Lebensqualität und dient zur Erholung nach einem stressigen Arbeitstag. Jeder Mensch hat individuelle Vorlieben, sich zu entspannen; dazu gehört zum Beispiel Lesen, in der Sonne liegen, Musik hören, ein Instrument spielen oder Sport.
Im Bereich der Gesundheitsförderung und Prävention gehören autogenes Training und progressive Muskelentspannung zu den bekanntesten und wirksamsten Entspannungsverfahren. Beide Verfahren werden erfolgreich z. B. bei Stress, Schlafstörungen, Bluthochdruck und Spannungskopfschmerzen eingesetzt.
Das Anwenden von Entspannungstechniken führt zu körperlichem und gedanklichem Spannungsabbau. Bei regelmäßigem Üben erreichen Sie Entspannung nach stressigen Ereignissen auch kurzfristig und in nahezu allen Situationen. Außerdem führt das regelmäßige Durchführen dieser Verfahren zu einer allgemein höheren geistigen und körperlichen Frische.
Jeder Mensch übernimmt in seinem Alltag verschiedene Rollen. Etlichen Offensichtlichen ist man sich bewusst, andere werden einem erst beim Nachdenken klar. Zu den verschiedenen Rollen, die wir im Alltag einnehmen, zählen beispielsweise die Mutter- oder Vaterrolle, die als Partner(in) oder die als Arbeitnehmer. Unbewusste Rollen übernehmen wir u. a. zu Hause als zuständiger Koch, als Vermittler zwischen Konfliktparteien, als ehrenamtlicher Helfer, als Lehrer, wenn Sie einen neuen Angestellten einarbeiten oder als Lehrling, wenn Sie selbst gerade eine neue Stelle antreten. Diese Liste unterscheidet sich von Person zu Person. Sie sollten Ihre einzelnen Jobs kennen, weil jeweils viele verschiedene Aufgaben und Pflichten damit zusammenhängen. Deren Erledigung benötigt immer Zeit und Energie.
Zwischen fünf bis maximal neun Rollen können im Alltag allgemein gut gemeistert werden. Natürlich variiert die Zahl je nach Person und nach deren differenzierter Unterteilung. Denken Sie aber daran, dass Sie denjenigen Rollen, die Ihnen persönlich wichtig sind, genügend Raum geben. Auf der anderen Seite sollten die Rollen, die nicht unbedingt notwendig und persönlich eher weniger wichtig sind, vernachlässigt werden. Achten Sie insbesondere auf die Rolle „ich selbst“. Viele stressgeplagte Personen vernachlässigen diese – dabei ist sie häufig eine der wenigen Rollen, die Ihnen nicht nur Energie rauben, sondern Ihnen bei der Regeneration helfen.
Schon im 19. Jahrhundert wurden Menschen wegen ihrer hektischen und übermäßig von Technologie bestimmten Lebensweise krank. Wir brauchen also heute auch nicht annehmen, dass sich die äußeren Bedingungen bald ändern oder der Stress verschwindet. Der Stressreport des Bundesarbeitsministeriums bestätigt: Multitasking, Termin- und Leistungsdruck haben in den letzten Jahren zugenommen.
Ich bin einfach nur noch unzufrieden und früher haben mir die Überstunden nie so viel ausgemacht. Aber da gab es auch noch ruhige Phasen, wo man die mal wieder etwas abbauen konnte und öfter frei hatte. Inzwischen bekomme ich öfter welche ausgezahlt, aber ich brauche auch mal wieder Zeit für mein Privatleben... denn ich arbeite eigentlich, um zu leben und nicht umgekehrt.
Evelin J. aus L.
Stress selbst ist keine Einstellungssache. Sie wird jedoch durch die Art und Weise unserer Wahrnehmung und unseres Umgangs mit Belastungen zu einer solchen. Insbesondere spielen einerseits erlernte und andererseits täglich durch andere geprägte Einstellungen und Ansprüche eine Rolle. Hierdurch entstehen häufig unbewusste Erwartungen als Stressverstärker. Typisch sind z. B. nicht „nein“ sagen zu können, oder Erwartungen, es allen recht zu machen, alles perfekt oder besonders schnell zu erledigen.
Falls Sie sich in einer dieser Darstellungen wiederfinden, so bedeutet dies nicht, Ihre Einstellungen wären „falsch“. Sie müssen sich nur darüber im Klaren sein, dass Ihre Vorstellungen nicht immer erfüllbar sind und zur Überschreitung der persönlichen Leistungsgrenze führen können. Häufig gibt es mehrere Möglichkeiten, eine Situation zu bewältigen. Finden Sie also Verhaltensweisen und Einstellungen, die zu einem gesunden Maß an Stress führen.
Der freie Markt bietet Ihnen, je nach persönlichem Bedarf, die unterschiedlichsten Angebote zur Stressbewältigung und/oder einer gesunden Lebensweise an. Das sind u. a.: Bewegungs- und Sportangebote, Fortbildungen zu Kommunikation und Konflikten, Hilfen bei der Bewältigung von Sorgen oder Schlafproblemen, spezielle achtsamkeitsbasierte Coachings, Biofeedback, Genusstrainings zur Stressreduktion. Selbst Krankenkassen gewähren Zuschüsse für einige Präventionskurse, wie z. B. Stressmanagement- und systematische Entspannungs-Trainings.
Definition: Biofeedback
Unter Biofeedback (altgriech. „bios“ bezieht sich auf „Leben“, engl. „Feedback“ bedeutet Rückmeldung) versteht man die Rückkopplung innerhalb eines Regelkreises biologischer Systeme.
Folglich stellt die Biofeedback-Therapie eine Methode dar, unbewusste Körperfunktionen sicht- oder hörbar zu machen. Ziel dieses Verfahrens ist die wachsende Kontrolle über die Körperfunktionen, wie z.B. Herzschlag, Blutdruck oder Verdauung, um somit das körperliche und seelische Wohlbefinden bei Erkrankungen zu fördern.
Außerdem werben viele Dienstleister mit entsprechenden Angeboten. Informieren Sie sich aber vorher über deren ausreichende Qualifikation oder Ausbildung. Informationen dazu finden Sie bei den meisten Krankenkassen.
Fühlen Sie sich aufgrund der Symptome bereits nicht mehr arbeitsfähig oder krank und sind der Meinung, Präventionsmaßnahmen helfen nicht mehr? Dann sollten Sie unverzüglich den Arzt Ihres Vertrauens aufsuchen. Nehmen Sie in jedem Fall die Merkmale von Burnout und psychischen Erkrankungen ernst. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt über die Anzeichen und diesbezügliche Veränderungen. Zählen Sie alles auf, was Ihrer Meinung nach in Zusammenhang mit Burnout oder Stress steht, wie beispielsweise Schlafstörungen, Niedergeschlagenheit, Verdauungsbeschwerden, zunehmende Kopfschmerzen, sozialer Rückzug oder Reizbarkeit. Er wird Sie daraufhin über weitergehende Behandlungen, z. B. bei psychologischen oder ärztlichen Psychotherapeuten oder auch in psychosomatischen, psychiatrischen oder rehabilitativen Kliniken informieren.
Prävention
Der Arbeitgeber ist gesetzlich verpflichtet, frühzeitig Maßnahmen zu ergreifen, um chronischen Erkrankungen vorzubeugen (§ 84 SGB IX). Bei der Beurteilung möglicher Gefährdungen sind explizit auch psychische Belastungen einbezogen (§ 5 ArbSchG). Arbeitnehmer dürfen Arbeitgebern eigene Vorschläge zum Gesundheitsschutz machen (§17 ArbSchG). Zur Prävention stehen dem Arbeitgeber auch steuerlich finanzierte Maßnahmen der betrieblichen Gesundheitsförderung zur Verfügung (§ 3 EStG). Hierzu gehören beispielsweise Angebote für Bewegung, Ernährung, Suchtprävention und Stressbewältigung. Unterstützung erhalten die Betriebe auch von den Krankenkassen. Diese helfen bei der Risikobeurteilung und bei Veränderungen.
Zusätzlich fördern die Krankenkassen weitere Präventions- und Selbsthilfeangebote (§ 20 SGB V). Informationen darüber finden Sie bei Ihrer Krankenkasse. Als Arbeitnehmer fragen Sie Ihren Arbeitgeber nach Angeboten der betrieblichen Gesundheitsförderung. Informieren Sie ihn frühzeitig, wenn Sie meinen, Ihr Arbeitsplatz ruft gesundheitliche Beeinträchtigungen hervor. Prävention lohnt sich für Arbeitgeber und Arbeitnehmer gleichermaßen!
Arbeitsunfähigkeit
Kann der Arbeitnehmer aus gesundheitlichen Gründen seine Arbeit nicht ausüben, liegt eine Arbeitsunfähigkeit vor. Dabei spielt es keine Rolle, ob die Arbeitsunfähigkeit wegen körperlicher oder psychischer Erkrankungen eintrat. Liegt eine Erkrankung vor, zahlt zunächst der Arbeitgeber sechs Wochen lang das Arbeitsentgelt (§3 EntgFG). Anschließend übernehmen die gesetzlichen Krankenversicherungen das Krankengeld (§§ 44ff. SGB VI).
Dauert die Arbeitsunfähigkeit länger als sechs Wochen an, muss der Arbeitgeber eine betriebliche Eingliederungshilfe leisten (§ 84 SGB IX). In der Zeit der beruflichen Rehabilitation nach einer Erkrankung kommt die gesetzliche Rentenversicherung für ein Übergangsgeld sowie weitere Leistungen auf, die Ihren Wiedereinstieg ins Erwerbsleben fördern (§§20f. SGB VI und 44ff. SGB IX). Das Kranken- und Übergangsgeld umfasst etwa 70 Prozent des Brutto-Arbeitslohns. Privat Versicherte sollten sich also unbedingt über Krankenzusatzversicherungen und Krankentagegelder informieren, um finanzielle Einbußen während Krankheitsphasen auszugleichen.
Berufsunfähigkeit
Liegt Berufsunfähigkeit z. B. aufgrund einer Erkrankung dauerhaft vor, erhalten Betroffene eine Berufsunfähigkeits-, bzw. Erwerbsminderungsrente von der gesetzlichen Rentenversicherung (§ 43f SGB VI). Allerdings stellt die Leistung nur eine grundlegende Unterstützung dar und umfasst bei vollständiger Erwerbsminderung etwa 30 Prozent des Brutto-Arbeitsentgelts. Daher sollten sowohl Prävention als auch die finanzielle Vorsorge einen großen Stellenwert einnehmen. Holen Sie Informationen über entsprechende Berufsunfähigkeitsversicherungen, um sich diesbezüglich ausreichend abzusichern.
Beim Abschluss einer Berufsunfähigkeitsversicherung achten Sie unbedingt darauf, dass Ihr Leistungsanspruch auch im Falle einer psychischen Erkrankung gewährt wird. Vorsorge ist besonders wichtig für Personen, die Burnout gefährdet sind. Denn ca. 40 Prozent der Frühberentungen haben psychische Ursachen, wobei das Durchschnittsalter 49 Jahre beträgt. Besonders gefährdete Berufsgruppen finden sich in sozialen oder gesundheitlichen Arbeitsbereichen, wie z. B. Ärzte und Krankenschwestern, aber auch Lehrerberufe sowie Führungskräfte, wie z. B. Manager sind verstärkt betroffen.