Der Einfluss von Musik auf Körper, Geist und Seele
Musik ist Macht; Über dieses Bewusstsein verfügten Menschen schon in der Antike. Auch, wenn damals die Auffassung vorrangig gewesen sein mag, die musikalische Wirkung auf Menschen sei so groß, dass sie politisch kontrolliert werden müsse, bleibt die Erkenntnis: Musik ist mächtig, weil sie als universelle Sprache Gefühle wecken und damit zielgerichtet eingesetzt werden kann. Unsere heutige Gesellschaft nutzt dieses Phänomen inzwischen in vielen Bereichen als Heilmittel: in der Pädagogik zum Beispiel oder in unterschiedlichen Bereichen der therapeutischen Medizin.
Der Einfluss von Musik auf den Körper
Musik hat einen Einfluss auf zahlreiche physikalische Vorgänge im Körper: Sie verändert den Herzschlag, beeinflusst Atemfrequenz und Blutdruck und wirkt sich auf Muskelspannung und Hormonhaushalt aus. So kann Musik beflügeln, glücklich stimmen, beruhigen, entspannen, Erinnerungen wachrufen und sogar Schmerzen lindern. Der Grund dafür liegt in der natürlichen Reaktion auf musikalische Klänge, die, in passender Harmonie, auf das limbische System einwirken – eben dort, wo Emotionen entstehen. Hier bildet sich auch das Schmerzempfinden, das durch Ausschüttung von schmerzkontrollierenden Betaendorphinen zurückgedrängt wird; zum Beispiel bei sanften, ruhigen oder auch fröhlichen Klängen. Diese begünstigen die Ausschüttung von Noradrenalin, welches wiederum dem Stresshormon Cortisol entgegenwirkt. Die moderne Neuroforschung hat jüngst in bildgebenden Verfahren bewiesen: „Gänsehautgefühl“ beispielsweise entsteht, indem besonders intensiv erlebte Hörmomente im mesolimbischen System – dem sogenannten Nucleus accumbens, auch bekannt als „Belohnungssystem“ – eine regelrechte Überflutung mit Endorphinen auslösen.
Musik als Heilmittel: Der Einsatz von Musik in der Medizin
Folgerichtig wird Musik heutzutage gezielt in der Medizin eingesetzt. Insbesondere bei therapeutischen Maßnahmen in der Psychiatrie oder in der Schmerztherapie, aber auch in der Rehabilitation von Schlaganfall- oder Alzheimerpatienten. Speziell bei der Behandlung von psychosomatischen Symptomen können mithilfe der emotionalen Wirkung von Musik beachtliche Erfolge erzielt werden. Dabei kann der Einfluss von Musik auf die Kommunikationsfähigkeit helfen, denn Musik ermöglicht uns den Zugang zum Ausdruck unserer Gedanken und Gefühle, auch ohne Worte. Aus diesem Grund gibt es inzwischen etliche Hochschulen, die Musiktherapie im Masterstudiengang anbieten. Hier wird unter anderem untersucht, inwiefern Musik hilft, mit Patienten in Kontakt zu treten, die besonders schwierige Herausforderungen haben. Das ist zum Beispiel bei Autismus der Fall, aber auch bei Koma-Patienten oder Patienten, die aufgrund eines Schädel-Hirn-Traumas ihre Sprachfähigkeit verloren haben-
Das Musikgedächtnis: Musik und Musizieren begünstigt die Synapsen-Vernetzung
Es ist erwiesen, dass durch Musik, besonders aber durch das eigene Musizieren Neuvernetzungen der Nervenzellen im Gehirn gebildet werden. Diese bleiben dem Menschen ein Leben lang erhalten. Bei Profimusikern wirkt sich das intensive Musizieren auf ihre Hirnstruktur aus: Der Balken, das sogenannte Corpus callosum, das beide Gehirnhälften miteinander verbindet und die Koordination und Interaktion bewirkt, ist bei ihnen deutlich stabiler ausgeprägt. Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass in unserem Gedächtnis jene Region, in der Musik gespeichert wird, vergleichsweise länger intakt ist als in den Regionen, die zum Beispiel für das autobiografische Erinnerungsvermögen zuständig sind. Genau diese Fähigkeit nutzen Musiktherapeuten zum Beispiel bei Alzheimer-Patienten, die trotz ihrer Krankheit auch im fortgeschrittenen Verlauf Lieder und Melodien aus ihrer Vergangenheit erinnern und fehlerfrei singen können – selbst, wenn sie diese seit Jahrzehnten nicht mehr gehört haben.
Erhöht Musik die Intelligenz?
Allen erwiesenen positiven Effekten auf den Geistes-, Gemüts- und Gesundheitszustand zum Trotz ist die Wirkung der Musik auf die menschliche Intelligenz jedoch umstritten. Ein Experiment der amerikanischen Psychologin Frances Rauscher aus den neunziger Jahren, bekannt als der „Mozart-Effekt“, zeigt zwar: Studenten, die zehn Minuten lang Mozarts Sonate für zwei Klaviere hörten, schnitten im unmittelbar anschließenden Intelligenztest signifikant besser im Vergleich zu den Studenten ab, die dieses Stück zuvor nicht zu hören bekamen. Doch dieser Effekt wurde in anderen Untersuchungen widerlegt bzw. führte zu unterschiedlichen Ergebnissen. Denn nicht allein ist die Art der Musik entscheidend für ihren Einfluss auf unsere Emotionen und Leistungsfähigkeit; Eine Mozart-Sinfonie, in der sich virtuose Klangfolgen in orchestraler Harmonie abwechseln, hat beispielsweise eine ganz andere Wirkung als ein Heavy Metall-Song mit harten Beats und E-Gitarrenrock. Auch sind nicht alle Menschen gleichermaßen offen und empfänglich für Musik, wie die Erfahrung in der therapeutischen Medizin zeigt. So bezeichnete der Kognitionswissenschaftler Stephen Pinker Musik einst als „akustischen Käsekuchen“, also keine Notwendigkeit, sondern ein überaus angenehmes Zusatzangebot. Es zeigt sich jedoch: Die richtige Musik im richtigen Einsatz kann vieles bewirken. Erfreuen wir uns also weiterhin an den schönen Seiten der Musik – und lassen ihre verschiedenen Arten auf uns wirken, egal, ob Pop Songs, Hard Rock oder Klassik.