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Was sind die 5 Phasen der Depression?

Die 5 Phasen der Depression beschreiben typische emotionale und psychische Stadien, die viele Betroffene im Verlauf ihrer Erkrankung durchlaufen. Eine Depression ist eine ernsthafte psychische Erkrankung, die weltweit Millionen von Menschen betrifft. Allein in Deutschland waren laut dem aktuellen Gesundheitsatlas Deutschland des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) im Jahr 2022 rund 9,49 Millionen Menschen von Depressionen betroffen.1

5 Phasen der Depression

Was ist das 5-Phasen-Modell der Depression?

Das 5-Phasen-Modell der Depression beschreibt typische emotionale und psychische Stadien, die viele Betroffene im Verlauf ihrer Erkrankung durchleben. Es basiert auf dem Modell der fünf Phasen der Trauer, das die Psychiaterin Elisabeth Kübler-Ross ursprünglich zur Erklärung von Trauerprozessen entwickelte. Dieses Konzept wurde später auf psychische Erkrankungen, insbesondere Depressionen, übertragen.

Wichtig zu wissen ist, dass dieses Modell nicht als medizinisch gesicherte Diagnosegrundlage dient. Depressionen verlaufen individuell und nicht jeder Mensch durchläuft diese Phasen in einer festen Reihenfolge oder erlebt alle gleichermaßen intensiv. Dennoch kann das Modell helfen, häufige Muster zu verstehen und Betroffenen sowie Angehörigen ein klareres Bild der Erkrankung zu vermitteln.

Die 5 Phasen der Depression im Überblick

Doch was sind die 5 Phasen der Depression? Die fünf Phasen, die im Rahmen dieses Modells beschrieben werden, sind:

  1. Negative Gedankenmuster – Anhaltende, sich verselbstständigende negative Gedanken über sich selbst, andere und die Zukunft.
  2. Veränderungen des Appetits – Appetitlosigkeit oder übermäßiges Essen als Reaktion auf emotionale Belastungen.
  3. Änderungen im Schlafverhalten – Einschlaf- oder Durchschlafstörungen, veränderte Schlafqualität und anhaltende Müdigkeit.
  4. Selbstvorwürfe und Schuldgefühle – Übermäßige Selbstkritik, Gefühle der Wertlosigkeit und sozialer Rückzug.
  5. Suizidgedanken und -verhalten – Hoffnungslosigkeit, Gedanken an den Tod oder suizidale Handlungen.

Jede dieser Phasen kann sich unterschiedlich lange hinziehen und mit anderen Symptomen einer Depression einhergehen. In den folgenden Abschnitten werden die einzelnen Phasen detailliert betrachtet.

Phase 1: Negative Gedankenmuster

Die erste Phase der 5 Phasen der Depression ist geprägt von anhaltenden negativen Gedanken, die sich verselbstständigen und das gesamte Denken der betroffenen Person dominieren. Diese negativen Denkmuster führen häufig zu einer pessimistischen Sichtweise auf sich selbst, andere Menschen und die Zukunft.

Typische Merkmale negativer Gedankenmuster:

  • Selbstzweifel und Wertlosigkeitsgefühle
  • Pessimismus und Hoffnungslosigkeit
  • Übermäßige Selbstkritik
  • Katastrophendenken
  • Schwarz-Weiß-Denken
Wie kann man mit negativen Gedanken umgehen?
  • Bewusstes Erkennen negativer Denkmuster: Sich bewusst zu machen, dass diese Gedanken Teil der Depression sind, kann helfen, ihnen weniger Macht zu geben.
  • Gedanken aufschreiben und reflektieren: Das Notieren negativer Gedanken und das Gegenüberstellen mit rationaleren Sichtweisen kann helfen, Perspektiven zu verändern.
  • Mit anderen sprechen: Der Austausch mit vertrauten Personen oder professionellen Fachkräften kann helfen, aus dem negativen Denken auszubrechen.
Phase 2: Veränderungen im Appetitgefühl

In der zweiten Phase der 5 Phasen einer Depression kommt es oft zu auffälligen Veränderungen des Appetits. Diese können sich in zwei entgegengesetzte Richtungen entwickeln: Während einige Betroffene unter Appetitlosigkeit leiden, neigen andere dazu, vermehrt zu essen, um emotionale Belastungen zu kompensieren.

Typische Merkmale der Veränderungen im Appetitgefühl:

  • Appetitverlust
  • Emotionales Essen
  • Veränderungen der Essgewohnheiten
Wie kann man gegensteuern?
  • Bewusste Ernährung: Auch wenn der Appetit fehlt, ist es wichtig, regelmäßig zu essen, um Mangelerscheinungen zu vermeiden.
  • Essen als Routine etablieren: Feste Mahlzeiten können helfen, Struktur in den Alltag zu bringen und den Körper mit der nötigen Energie zu versorgen.
  • Auf nährstoffreiche Lebensmittel setzen: Obst, Gemüse, Vollkornprodukte und Proteine unterstützen den Körper in belastenden Zeiten.
  • Achtsames Essen üben: Statt gedankenlos zu essen oder Mahlzeiten auszulassen, kann bewusstes Genießen helfen, ein gesundes Verhältnis zum Essen zu bewahren.
Phase 3: Änderungen im Schlafverhalten

Die dritte Phase der 5 Phasen der Depression ist durch Schlafstörungen gekennzeichnet. Viele Betroffene haben Schwierigkeiten, einzuschlafen, wachen nachts häufig auf oder fühlen sich trotz langer Schlafzeiten müde und erschöpft.

Typische Merkmale der Änderungen im Schlafverhalten:

  • Einschlafstörungen
  • Durchschlafstörungen
  • Frühes Erwachen
  • Übermäßiges Schlafen (Hypersomnie)
Tipps für einen besseren Schlaf
  • Feste Schlafenszeiten beibehalten – auch an Wochenenden.
  • Schlafrituale etablieren – z. B. Lesen, Entspannungsübungen oder Meditation vor dem Schlafengehen.
  • Koffein, Alkohol und schwere Mahlzeiten am Abend vermeiden.
  • Digitale Geräte mindestens eine Stunde vor dem Schlafen ausschalten, um die Produktion von Melatonin nicht zu stören.
Phase 4: Selbstvorwürfe und Schuldgefühle

Die vierte der 5 Phasen einer Depression ist geprägt von intensiven Selbstvorwürfen und Schuldgefühlen. Betroffene neigen dazu, sich übermäßig selbst zu kritisieren und sich für Dinge verantwortlich zu machen, die außerhalb ihres Einflussbereichs liegen. Diese Gedanken sind oft irrational und verstärken das Gefühl der eigenen Wertlosigkeit.

Typische Merkmale dieser Phase:

  • Übermäßige Selbstkritik
  • Schuldgefühle ohne reale Grundlage
  • Gefühl der Wertlosigkeit
  • Sozialer Rückzug
Wie kann man mit Selbstvorwürfen umgehen?
  • Rational hinterfragen: Fragen Sie sich: „Würde ich einem Freund in dieser Situation dasselbe vorwerfen?“ Oft sind die eigenen Vorwürfe überzogen und unrealistisch.
  • Tagebuch führen: Das Aufschreiben der eigenen Gedanken kann helfen, negative Denkmuster zu erkennen und bewusster mit ihnen umzugehen.
  • Positive Erlebnisse bewusst wahrnehmen: Sich täglich kleine Erfolge oder schöne Momente bewusst zu machen, kann helfen, das Selbstbild zu verbessern.
  • Mit anderen sprechen: Familie, Freunde oder Therapeuten können helfen, eine realistischere Perspektive auf sich selbst zu gewinnen.
Phase 5: Suizidgedanken und Suizidverhalten

Die fünfte und schwerwiegendste Phase der 5 Phasen der Depression ist geprägt von Suizidgedanken bis hin zu suizidalem Verhalten. In diesem Stadium empfinden Betroffene oft eine tiefe Hoffnungslosigkeit und sehen keinen Ausweg mehr aus ihrem Leiden. Die Gedanken kreisen zunehmend um den Tod als mögliche „Lösung“.

Warnsignale für Suizidgedanken:

  • Gedanken an den Tod
  • Plötzlicher sozialer Rückzug
  • Plötzliche Ruhe nach extremer Niedergeschlagenheit
  • Leichtfertiges bzw. selbstschädigendes Verhalten
Was tun, wenn Suizidgedanken auftreten?
  • Darüber sprechen: Auch wenn es schwerfällt, ist es wichtig, mit einer Vertrauensperson oder einem Facharzt über diese Gedanken zu reden.
  • Professionelle Hilfe suchen: Eine Therapie oder ein Klinikaufenthalt kann lebensrettend sein.
  • Akute Notfallhilfe in Anspruch nehmen: Wer sich akut in Gefahr sieht, sollte sofort einen Arzt, eine psychiatrische Klinik oder den Notruf (112) kontaktieren.
  • Hilfsangebote nutzen.

In Deutschland gibt es zahlreiche Anlaufstellen für Menschen mit Suizidgedanken:

Wichtiger Hinweis für Angehörige

Wenn Sie befürchten, dass jemand in Ihrem Umfeld Suizidgedanken hat, sprechen Sie die Person direkt darauf an! Es ist ein weit verbreiteter Irrtum, dass darüber zu sprechen Suizidgedanken verstärkt. Im Gegenteil: Betroffene fühlen sich oft erleichtert, wenn sie offen über ihre Gedanken reden können.

Suizidgedanken sind ein ernstes Warnsignal und erfordern schnelle und professionelle Hilfe. Doch Depressionen sind behandelbar – es gibt Wege aus der Erkrankung, und mit der richtigen Unterstützung kann ein neuer Lebensweg gefunden werden.

Kritische Betrachtung des 5-Phasen-Modells

Das 5-Phasen-Modell der Depression kann helfen, typische Denkmuster und emotionale Stadien während einer Depression zu verstehen. Allerdings gibt es keine wissenschaftliche Grundlage, die eine feste Abfolge dieser Phasen bestätigt.

Warum ist das Modell der 5 Phasen einer Depression nicht unumstritten?

  • Depressionen verlaufen individuell: Nicht jede betroffene Person durchläuft genau diese fünf Phasen der Depression oder erlebt sie in der gleichen Reihenfolge.
  • Es gibt keine festen Stadien: Anders als beispielsweise bei Trauerprozessen, die das Modell von Elisabeth Kübler-Ross ursprünglich beschreibt, sind Depressionen multifaktorielle Erkrankungen, die sich sehr unterschiedlich äußern können.
  • Keine offizielle Anerkennung in medizinischen Klassifikationen: Weder das ICD-11 (Internationale Klassifikation der Krankheiten) noch das DSM-5 (Diagnostisches und Statistisches Manual psychischer Störungen) definieren Depressionen in Stadien oder Phasen. Stattdessen wird die Erkrankung anhand von Symptomen und deren Schweregrad diagnostiziert.

Typische Symptome einer depressiven Episode

Depressionen äußern sich durch eine Vielzahl von Symptomen, die sich individuell unterschiedlich stark zeigen können. Während einige Betroffene vor allem unter negativen Gedanken und Antriebslosigkeit leiden, stehen bei anderen körperliche Beschwerden wie Schlaf- oder Appetitstörungen im Vordergrund.

Häufige Symptome einer Depression:

  • Anhaltend gedrückte Stimmung: Betroffene fühlen sich über Wochen oder Monate hinweg traurig, hoffnungslos oder innerlich leer.
  • Interesselosigkeit und Freudlosigkeit: Dinge, die früher Freude bereitet haben, verlieren an Bedeutung. Auch soziale Kontakte erscheinen oft als belastend.
  • Antriebslosigkeit und Erschöpfung: Selbst einfache Alltagsaufgaben werden als überwältigend empfunden.
  • Verminderte Konzentration und Aufmerksamkeit: Arbeit oder alltägliche Entscheidungen fallen schwer, Gedächtnisprobleme treten auf.
  • Vermindertes Selbstwertgefühl: Betroffene empfinden sich als wertlos oder haben starke Selbstzweifel.
  • Schuldgefühle und Selbstvorwürfe: Selbst für Dinge, die außerhalb des eigenen Einflussbereichs liegen, fühlen sich Betroffene verantwortlich.
  • Schlafstörungen: Schwierigkeiten beim Ein- oder Durchschlafen oder übermäßiges Schlafen (Hypersomnie).
  • Appetitveränderungen: Wenig bis keinen  Hunger oder übermäßiges Essen als emotionaler Ausgleich.
  • Suizidgedanken und -handlungen: In schweren Fällen treten Gedanken an den Tod oder konkrete Suizidpläne auf.

Fazit: Depression erkennen und handeln

Eine Depression ist eine ernsthafte Erkrankung, die individuell verläuft und professionelle Hilfe erfordert. Die 5 Phasen der Depression können typische Muster verdeutlichen, ersetzen aber keine medizinische Diagnose. Frühzeitige Therapie, sei es durch Psychotherapie, Medikamente oder Selbsthilfe-Strategien, verbessert die Heilungschancen erheblich.

Da psychische Erkrankungen häufig zur Berufsunfähigkeit führen, kann eine Absicherung wie die Berufsunfähigkeitsversicherung sinnvoll sein. Wer unter Suizidgedanken leidet, sollte sofort Hilfe in Anspruch nehmen – sei es durch ärztliche Beratung, die Telefonseelsorge (0800 / 111 0 111) oder den Notruf (112). Depression ist behandelbar – und Hilfe anzunehmen, ist ein wichtiger Schritt in Richtung Besserung.