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Die Datenschutzbeauftragte Sina Rintelmann im Interview – Teil 2

Im zweiten Teil des Interviews erläutert unsere Datenschutzbeauftragte Sina Rintelmann die Bedeutung von Datenschutz für Verbraucher und Kunden. Wie differenziert gehen Verbraucher eigentlich selbst bei der Preisgabe ihrer Daten in unterschiedlichen Umfeldern vor? In zunehmend digitalisierten Zeiten, sind Transparenz und Eigenverantwortung entscheidende Parameter.

Hannoversche - im Interview

Datenschutz ist Aufgabe von Unternehmen und Verbrauchern gleichermaßen

Wie ist sichergestellt, dass ich meine Betroffenenrechte, zum Beispiel Auskunft oder Widerspruch, bei der Hannoverschen geltend machen kann?

Die Wahrung der Betroffenenrechte ist uns ein wichtiges Anliegen, weil sie ein wesentliches Instrument bei der Umsetzung des Datenschutzes sind. Deshalb legen wir zum Beispiel großen Wert auf Transparenz.

Auf unserer Website informieren wir umfassend über Zweck und Hintergrund der Datenverarbeitung oder auch über eingesetzte Tracking Tools. Im Rahmen der Antragsstellung klären wir Verbraucher umfassend über ihre Rechte und die Verwendung der erhobenen Daten auf.

Stichwort IT und moderne Technik: Wie schätzen Sie das Bewusstsein der Verbraucher bezüglich der Nutzung und Konsumierung neuester Technologien ein?

Das ist eine gute Frage. Tatsächlich habe ich das Gefühl, dass Kunden unterschiedliche Maßstäbe anlegen. Gerade jüngere Menschen können recht offenherzig bei der Preisgabe ihrer Daten sein.

Je nachdem, wie komfortabel die Nutzung neuester technischer Entwicklungen und deren Integration in den Alltag ist, geben sie gerne Informationen preis, ohne sich im Einzelnen über die weitere Verwendung Gedanken zu machen. Zum Beispiel bei Nutzung der virtuellen Assistentin Alexa: Durch die drahtlose Vernetzung verschiedener technischer Geräte untereinander sind Informationen der Nutzer an Alexa ungesichert.

Ich vermute, dass nicht jeder das Bewusstsein für solche Informationskanäle und die ständige Vernetzung der Geräte hat, die er im Alltag nutzt.

Was sagt das über die Bereitschaft der Kunden aus, im Umgang mit ihren persönlichen Daten eigenverantwortlich zu handeln?

Wie gesagt, ist das Empfinden über die Sicherheit der eigenen Daten subjektiv und ergibt sich offenbar daraus, in welchem Zusammenhang Informationen preisgegeben werden. Wenn ich bestimmte Services nutzen möchte, die mir moderne Technologien ermöglichen, muss ich die Preisgabe von Informationen in Kauf nehmen.

Insofern hängt meine Bereitschaft an einer Dienstleistung, die ich in Anspruch nehmen möchte. Das ist allerdings immer der Fall, egal, ob ich interaktive Services nutze, oder eine Versicherung abschließe.

Mal umgekehrt gefragt: Kann sich die aufwendige Sicherstellung der Datenschutzbestimmungen auf Seiten von Unternehmen oder Institutionen gelegentlich auch nachteilig für Verbraucher auswirken?

Tatsächlich wird vielfach kritisiert, dass eine Überregulierung stattgefunden hat. Besonders die Verpflichtung zu mehr Transparenz auf Unternehmensseite kann für eine Übersättigung der Verbraucher sorgen.

Sobald Sie beispielsweise einen Vertrag bei einem neuen Stromanbieter abschließen, erhalten Sie neben sechs Seiten Vertragstext sowie den zugehörigen Allgemeinen Geschäftsbedingungen zusätzlich mehrere Seiten Datenschutzhinweise. In den meisten Fällen werden diese vom Verbraucher nicht gelesen, er empfindet sie als störend.

Mein Wunsch wäre es, bei den Informationspflichten stärker nach den Zwecken der Verarbeitung zu differenzieren und die Schwerpunkte dort zu legen, wo der Verbraucher besonders geschützt werden muss. Gerade in Bereichen, in denen viele Daten anfallen oder die Art der Verarbeitung mit besonderen Risiken verbunden ist, ist es wichtig, umfassend über die Verwendung der Daten zu informieren. Solche Unterscheidungen macht die DSGVO in Teilen, aber leider nicht an allen Stellen.

Einen Sportverein oder einen kleinen Handwerksbetrieb mit den gleichen Informationspflichten zu belangen, wie beispielsweise eine Social Media-Plattform, halte ich nicht für zielführend. Um die Akzeptanz zu erhöhen, wäre es meines Erachtens sinnvoll, wenn sich die Möglichkeit, Hinweise in Form von Icons oder Symbolen darzustellen, durchsetzen würde. Ich glaube, dass man hiermit einen größeren Erfolg erzielen würde.

An der Diskussion über den Datenschutz wird also ersichtlich: Verbraucher haben zum Teil diffuse Ängste im Umgang mit der Preisgabe Ihrer Daten – je nach gegebenem Anlassbezug. Können Sie die Unsicherheiten nachvollziehen?

Ich kann verstehen, wenn Verbraucher verunsichert sind; Es sind viele Diskussionen und leider auch Mythen im Umlauf. Ich habe schon gesehen, dass Unternehmen aus Unkenntnis Einwilligungen für Verarbeitungen versenden, für die es gar keiner Einwilligung bedarf. Das kann zur Verunsicherung bei Verbrauchern und damit zu einer gänzlichen Ablehnung des Themas führen.

Hier zeigt die Erfahrung, dass es juristischer Expertise bedarf, um die Anforderungen im Datenschutz vollumfänglich verstehen und umsetzen zu können. Meine Empfehlung für Verbraucher lautet deshalb: Informieren Sie sich und fragen Sie bei Unsicherheit lieber zweimal nach, bevor Sie persönliche Daten preisgeben, die für das jeweilige Vertragsverhältnis vielleicht gar nicht relevant sind.

Gerade im Zeitalter der Digitalisierung, in dem wir leben, wird der Datenschutz ein ernst zu nehmendes Anliegen für uns alle sein und weiter an Bedeutung gewinnen.

In Teil 1 des Interviews geht es um die Unternehmens-Perspektive auf das Thema Datenschutz: Warum brauchte es die DSVGVO? Welche Rolle spielt Datenschutz in der Versicherungsbranche und wie geht die Hannoversche ganz konkret damit um?

Sina Rintelmann - Datenschutzbeauftragte Sina Rintelmann - Datenschutzbeauftragte

Datenschutzbeauftragte Sina Rintelmann

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